Sit über hundert Jahr...
Das Dorf Brunnen scheint bereits seit dem Mittelalter ein bekannter Fasnachtsort zu sein. So ist in der Luzerner Chronik von Diebold Schilling dem Jüngeren nachzulesen, dass sich zur Fasnachtszeit am 8. Februar 1508 die "drei Länder" in Brunnen zur Besprechung trafen.
Die Bartligesellschaft wurde offiziell jedoch erst am 14. Februar 1900, einem Mittwoch, nur eine Woche vor dem Schmutzigen Donnerstag, als Verein im "Hôtel Rigi allhier" gegründet.
Zu den Gründern gehörten:
- Emil Inderbitzin - Präsident und Bartli
- Otto Hirt - Gimmermeh oder Cassier
- Franz Xaver Dettling - Aktuariu
- August Eberle - Bartlirat
- Josef Inderbitzin - Bartlirat
Bereits ein Jahr vor der Gründung der Bartligesellschaft bildeten dieselben Fasnächtler ein "Comité der Fasnachtsgesellschaft".
Der Name Bartli und der Bartlibecher
Als Brauchtum ist die Bartlitradition aber wesentlich älter als die Bartligesellschaft selbst. Dafür gibt es mehrfache quellensichere Belege.
Der Name Bartli weist auf das 17. Jahrhundert hin. Bartli hat mit Sicherheit nichts mit "Bart" zu tun, sondern bezieht sich auf den Apostel St. Bartholomäus, der als Schutzpatron der Pfarrkirche den Ehrenplatz auf dem rechten Seitenaltar hatte. Beim Bau der neuen Pfarrkirche ist dieser "Bartli" 1659 verdrängt worden, worauf die Brunner ein profanes Bildnis des beliebten Bartli bei der Sust errichtet und ihm an der Fasnacht die Ehre gegeben haben.
So besitzt die Bartligesellschaft einen handgeschnitzten Bartlibecher, der einen Weinbauer mit Pluderhose und Wams darstellt. Er wurde als Trinkbecher genutzt. An der Unterseite ist dieser Becher mit dem Jahr 1770 datiert, Meistermarken am Silberbeschlag deuten aber auf das 17. Jahrhundert hin.
Bartlispiele
Zahlreich belegt sind auch die Bartlispiele in Brunnen, welche in Anlehnung an die Commedia dell'Arte ursprünglich Stegreifspiele waren; eine typische Form der fasnächtlichen Dorf- und Rüge-Theater. Es war in der Regel eine Art populistischer Neubürger-Aufnahme. Zugezogene mussten sich diesem Dorfgericht stellen, wurden - ebenso wie Einheimische - verspottet und konnten sich durch die Bezahlung von Wein "freikaufen".
Der älteste Beleg für die Bartlispiele stammt aus dem Jahre 1741, als der Rat zu Schwyz gegen diese Fasnachtsaufführung eingeschritten ist. Es handelt sich um ein Verbot, ausgesprochen vom gesessenen Landrat, wonach das Spiel "auf all künftige Zeiten abgetan seye". Die angedrohte Busse von 50 Gulden war enorm hoch. Der Strafzettel hat heute seinen besonderen Wert. Er ist der erste urkundliche Beleg für das Bestehen des Bartlispiels.
Das scharfe Verbot wurde 1741 zwar ausgesprochen, aber auf alle Zeiten durchgesetzt - wie vom Rat in Schwyz gewünscht - hat es sich natürlich nicht. Die Brunner nahmen die Spiele 1770 wieder auf und haben sie alle Jahre bis 1784 an der Fasnacht aufgeführt.
Schwere Wolken zogen sich über Europa zusammen und bald brach die französische Revolution aus. Der Sturm tobte. Wie ein Hagelwetter fuhr Napoleon über Europa her. Die Brunner Spielleute ruhten. Aber die Spiellust erstarb nicht.
1823 erwachte das Bartlispiel erneut. Bereits 1824 erlitt das Bartlispiel jedoch wieder einen Unterbruch, als beim Brand der Schiffshütte, in der auch das Bühnenbild verstaut war, dieses ebenfalls in Flammen aufging.
So wurde erst 1829 das alte Spiel wieder hervorgezogen, abgeändert und neuerdings mit Erfolg aufgeführt.
Danach fanden die Bartlispiele mehr oder weniger regelmässig statt, bis dann das letzte 1981 aufgeführt wurde.
Jahr | Titel | Autor |
1741 | Unbekannt | Unbekannt * |
1823 | Äs gad wies mag | Felix Donat Kyd |
1823 | Die Gespensterforcht | Felix Donat Kyd |
1829 | Als durenand wie imänä Fälisä | Felix Donat Kyd ** |
1877 | Die Theilung der Oberallmeind | Unbekannt |
1929 | Bartlispiel | Hermann Stieger *** |
1932 | S'Perimetergricht | Hermann Stieger |
1933 | D'Stoosbahn | Franz Agebb |
1935 | Grüezi - Seldwyl und Ruechenstein | Hermann Stieger |
1941 | Revalleri - Revallera | Theophil Fritz Wiget |
1942 | Saisonrevue 1941 | Arthur Wiget |
1946 | S'gad obsi | Theophil Fritz Wiget |
1947 | Bartli-Spiel 1947 | Josef Auf der Maur |
1950 | S' Bartli-Spiel z'Brunne 1900-1950 | Theophil Fritz Wiget |
1957 | Bartli-Spiel 1957 | Theophil Fritz Wiget |
1961 | D'Seeräuber | Theophil Fritz Wiget |
1962 | Alli Voegeli sind scho da | Theophil Fritz Wiget |
1963 | Jetzt sind mier Junge einisch dra! | Alois Woget **** |
1975 | D' Fasnacht wird abgschafft | Josias Clavadetscher |
1977 | Dr Wältnabel | Josias Clavadetscher |
1979 | Dr Gmeinskompiuter | Josias Clavadetscher |
1980 | Dr Gflüglet | Josias Clavadetscher |
1981 | D'Queen hend's gstohlä! | Josias Clavadetscher |
2025 | Bartli-Szenen | Josias Clavadetscher |
* wurde bis 1784 mehrmals aufgeführt
** trägt auch den Titel "Der Kaufmann Bernard"
*** wurde nicht aufgeführt
**** vermutete Autorenschaft